Table of Contents
ToggleBody Positivity!
Warum gut gemeint, nicht immer gutgemacht ist.
Body Positivity, diese 2 Begriffe sind immer mehr in aller Munde. Und ich muss ehrlich sagen, ich tue mich schwer damit.
Ich tue mich schwer damit, wenn Menschen mit deutlichem Übergewicht sagen, „Ich fühle mich wohl in meinem Körper. Ich möchte daran nichts ändern. Die Gesellschaft soll das akzeptieren, dass ich bin wie ich bin!“ Kritiker der Bewegung sehen diese Einstellung als große Gefahr. Wer sich dicke Menschen als Vorbild nimmt, setzt sich gesundheitlichen Risken aus. Und rein aufs Gewicht bezogen, stimmt das ja auch. Aber was ist mit den Menschen, die sich die Kilos nicht einfach angefressen haben, um einem neuen Schönheitsideal zu entsprechen, sondern bei denen andere, tiefere Probleme dahinter stecken und die unter ihrem Übergewicht leiden.
Körperakzeptanz oder Selbstliebe, eine positive Einstellung gegenüber unserem Körper
das sind die Hauptbeweggründe der Body Positivity Community. Sie möchte erreichen, dass wir unseren Körper akzeptieren und uns in unserer Haut wohlfühlen, auch wenn wir nicht unbedingt der gängigen Schönheitsnorm entsprechen. Wenn man sich aber die Ziele genauer anschaut tauchen dort neben dem eigenen positiven Körperbild, auch soziale Gerechtigkeit, Diversität, Anti- Diskriminierung und ein harmonisches Zusammenleben in der Gesellschaft auf. Alles, meiner Meinung nach erstrebenswerte Ziele. Leider werden viele dieser Wünsche in der medialen Darstellung vernachlässigt, denn es wird sich nur auf das Gewicht fokussiert. Und hier wird es schwierig. Wir sprechen nicht von +/- 5kg Körpergewicht und auch nicht von 10kg. Aber massives Übergewicht ist ein ernstes gesundheitliches Problem und schon leichtes Übergewicht bringt gesundheitliche Folgen mit sich, die man nicht vernachlässigen kann. Die Zahl der Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Infarkte, nimmt stetig zu. Und nicht nur weil wir als Gesellschaft immer älter, sondern auch, weil wir immer dicker werden. Diese Krankheiten haben nicht nur Auswirkungen auf den Einzelnen, sondern auch auf die Solidargemeinschaft. Wenn Arbeitskraftausfälle und steigende Gesundheitskosten, Körperkult und Gesundheitswahn gegenüber stehen, birgt dies meiner Meinung nach ein hohes Konfliktrisiko. Dadurch würden Ziele wie Ant-Diskriminierung und harmonisches Zusammenleben, noch weiter in die Ferne rücken.
Wer einfach nur die Norm verschiebt, löst nicht das Problem.
Es würde nämlich immer noch Menschen geben, die nicht der Norm entsprechen. Vielleicht wäre das Gewicht nicht mehr das Problem, aber was ist mit Körperform, Hautfarbe, sexueller Orientierung und persönlicher Einstellung. Solange es eine Norm gibt und das Gros der Gesellschaft ihr folgt, wird es immer Menschen geben, die aus dem Raster fallen und deshalb diskriminiert werden können und werden.
Body Neutrality und Body Liberation! Ist Körperneutralität die Lösung?
Inzwischen verwenden viele der Aktivistinnen der Body Positivity Bewegung diese beiden Begriffe um auf ihre Grundwerte aufmerksam zu machen. Vielleicht ist dies der bessere Weg. Fühl dich wohl in deinem Körper, akzeptiere deine körperlichen Eigenheiten und schätze dich wert. Nimm dich an so wie du aktuell bist und verliere nie den Mut etwas verändern zu wollen. Und vor allem, lass diese Werte auch für andere gelten. Ohne Druck von außen, kann der Mensch eher die Kraft aufbringen aus sich heraus etwas zu ändern. Und dann sind wir als Gesellschaft gefragt um Hilfe und Unterstützung anzubieten. Aber zuerst muss der Einzelne dazu bereit sein.
Selbständig, unabhängig, mobil und aktiv bis ins hohe Alter, das möchten wir doch alle. Dafür müssen wir verstehen, dass gesunde Ernährung mit Ballaststoffen und Proteinen, keine Strafe sondern eine Bereicherung ist. Wir müssen Sport und Bewegung als Aufwertung unserer Lebensqualität erkennen und nicht als Zwang. Einem Ideal entsprechen müssen wir dafür nicht. Wir müssen uns annehmen, auf uns achten und uns, um uns und unsere Bedürfnisse kümmern. Die Zahl auf der Waage ist dafür nicht entscheidend.